Wo die großen Geister lebten - Eine Spurensuche mit Christoph Pötzsch am 12.04.2025
- mdremsperger
- vor 33 Minuten
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Für April hatten die Dresdener HaMSter einen Stadtspaziergang mit Christoph Pötzsch geplant, allerdings war es eine öffentliche Führung mit großer Beteiligung, von den Hamstern nur vier, aber es war eine Führung der kurzen Wege.
Wir treffen uns vor dem Dresdner Ständehaus, wo vorher das Brühl‘sche Palais und das Palais Fürstenberg waren. Noch früher wohnte hier der erste 1575 nach Dresden gekommene Italiener/ italienischsprachige Schweizer, der Bildhauer Giovanni Nosseni, Schöpfer des Altars der Sophienkirche (jetzt in der Loschwitzer Kirche) und der Freiberger Grablege der Wettiner. Im Palais Fürstenberg wohnte auch die Familie Neitschütz, der Vater war mit dem Vater von August dem Starken befreundet. Dessen Bruder verliebte sich in Sybille Neitschütz. Da die Liaison nicht standesgemäß war, wurde Prinz Johann Georg zwangsverheiratet. Das junge Paar starb aber kurz nach der Hochzeit und so wurde August der Starke Thronfolger und schmiss Neitschütz raus und überließ das Haus seinem Statthalter Fürstenberg. Danach wohnte Johann Friedrich Böttger dort und hatte im Keller mit Ehrenfried Walther von Tschirnhaus seine Versuchswerkstatt, zur Herstellung von Porzellan betrieben. Später ging das Haus an Graf Sulkowski über, der durch eine Intrige von Brühl vertrieben wurde. Danach wurde es für den Neubau des Ständehauses abgerissen.
So ausführlich habe ich mir die Stories zu den anderen Häusern nicht gemerkt, aber es gibt immer wieder Aha-Erlebnisse, wenn man die Bedeutung von einzelnen Stellen erfährt, an denen man x-mal vorbei gegangen ist.

So z.B. das jetzt als Baustellenzufahrt für den Schlosshof unansehnliche „Grüne Tor“ in der Chiaveri Gasse. Es wurde von dem wichtigsten Dresdner Architekten des 17. Jh. und Begründer des Sächsischen Barocks Wolf Caspar von Klengel im Zusammenhang mit der Neukonzipierung des Westflügels des Residenzschlosses errichtet und mit einer Plastik von Marcus Conrad Dietze geschmückt. Es war früher der Hauptzugang zum Schloss. Von Klengel stammen auch die Aufstockung des Schlossturms, das alte Opernhaus sowie die Schlosskapelle in Moritzburg und er war einer der Privatlehrer von August dem Starken, der mit ihm z.B. Pläne für den Wiederaufbau der Neustadt entwarf.
Wir gehen von der Sophienstraße am Taschenberg entlang, wo nichts Altes mehr steht, es aber viel Geschichten zur Gewerbeschule gibt, z.B. über den Gründer und Direktor Carl Wilhelm Clauß (1829 -1894, Grab auf dem Matthäusfriedhof), der das Hitzefrei „erfunden“ hat. Ein sehr bekannter Schüler ist der spätere Goldschmied Peter Carl Fabergé (1846 – 1920), in seiner Werkstatt in St. Petersburg fertigte er 56 Schmuckeier im Auftrag des Zaren entsprechend dem orthodoxen Brauch, zu Ostern ein geschmücktes Ei zu verschenken. 12 Eier bzw. Kelcheier wurden für andere Auftraggeber gefertigt, einige sind verschollen. Gegenüber ist die Gedenkstätte Sophienkirche. Der alte Grundriss ist durch rote Pflasterung gekennzeichnet. Die neu aufgebaute Kapelle war die Grabstätte der Familie Busmann, Lorenz Busmann wurde viermal zum Dresdner Bürgermeister gewählt (1392 – 1406). In der Brüdergasse 13 wohnte der berühmte Orgelbauer Gottfried Silbermann(1683 -1753). Seine Orgeln stehen vor allem im Erzgebirgsraum und in Dresden in der Hofkirche/Kathedrale St. Trinitatis. Nicht so bekannt ist Silvius Leopold Weiss (1687 -1750) Lautenist der Hofkapelle und Komponist für die Laute, er gehörte zu den bestbezahlten Musikern des Dresdner Hofs und schlug ein noch höheres Angebot von Wien aus. Er blieb bis zu seinem Tod in Dresden. Sein Grab ist auf dem Alten Katholischen Friedhof.
Ein kurzes Stück gehen wir auf der Wilsdruffer Straße, wo sich eine Gedenktafel für das Bankhaus Kaskel, Vorläufer der Dresdner Bank befindet.

In der Schlossstraße 9 stand im 19. Jh. das Hotel Gotha und eine Tafel am Restaurant Alex erinnert daran, dass hier 1835 Frédéric Chopin wohnte. Hier hat er einen Abschiedswalzer für Maria Wodzińska, seine angebliche Verlobte, komponiert. Diese Verlobung wurde aber wieder gelöst, das war vor seiner Beziehung zu der Schriftstellerin George Sand.

Danach ging die Gruppe noch in den Schlosshof, da brach ich ab, weil ich hier schon einmal eine Führung hatte und der störende Bauzaun immer noch steht.
Chistine Dodt
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